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Sehnsucht als Kern unseres Daseins zeigt sich heute vor allem in seiner abgefälschten Spielart: als Sucht. Alkohol, Medikamente und Drogen sind nur die Spitzen kolossaler Eisberge der Süchte, die in unserem Leben herumtreiben. Und eine Psychologie, die sich die Innenwelt des Menschen als ihre Einflußsphäre unterworfen hat, muß schon deshalb ihr Ziel verfehlen, das sie als Fremdwort im Namen führt: die Seele. Die aber hat sich, allen Seelenfängern unerreichbar, zurückgezogen und sehnt sich nach dem Auszug aus der Gefangenschaft aller "Kulte", denen wir frönen.
Biblische Seelenkunde, wie sie Friedrich Weinreb auf der Grundlage jüdischer Überlieferung bietet, ist sozusagen eine alle Bereiche des Lebens umfassende Entwöhnungskur von unseren Süchten, damit es zum Durchbruch in der Sehnsucht komme. Dann kann der Sinn des Lebens unmittelbar als Glück der Verantwortung für die geschenkte Freiheit erlebt werden.
Vielleicht sehnt sich unsere Seele, allen psychologischen Methoden zum Trotz, nach dem Auszug aus der Gefangenschaft jener gigantischen Unterhaltungsindustrie, mit der wir uns betäuben. So kann die Sehnsucht nach Erlösung den Bannkreis der Süchte durchbrechen und das wiedergefundene Glück seinen Ausdruck im Leben unseres Alltags finden.
"Die Art der Erziehung und Bildung, wie sie seit den letzten Jahrhunderten üblich wurde, bringt es mit sich, daß man von der anderen Seite "abgeschnitten" ist, wenn man nicht aus Eigenem dazu eine Beziehung fand. Denn Ausbildung und Erziehung sind so ausgerichtet, daß nur die Welt des Logisch-Kausalen gilt. Man bespricht und erklärt die Bibel im Sinne des Damals und bleibt so gefangen in dieser Welt, weil man "Verlangen" dorthin hat. Und dieses Verlangen hat mit der Sucht und dem Süchtigen zu tun. Das Andere kann nur von einer Seite kommen, wo es das Berechenbare nicht gibt."
"Psychologie könnte nur aus dem Erlebnis vom Baum des Lebens her erklärt werden, wo der Baum der Erkenntnis selbstverständlich miteinbezogen ist. Und Sehnsucht stellt eigentlich die Frage: Wie komme ich zur Ewigkeit?"
"Vom Wort her – das Wort ist im Anfang, ist bei Gott und ist Gott – vom Wort her, das ewig ist, erfährst du das Wunder. Das Wort zeigt es dir, kein studiertes Wort, sondern ein erlebtes Wort. Durch solches Erleben im Wort können wir dorthin geraten, wohin die Sehnsucht uns zieht und wo offenbar wird, was der Mensch in der Struktur des Ewigen eigentlich ist." |
